Warten auf Schnee

Wo versteckt sich der Wetterfrosch im Winter?
Lässt uns warten, bis die weiße Zuckerpracht auf allen Dächern flimmert.
Lässt uns warten auf die geräuschlosen, tiefen Tapsen.
Lässt uns warten auf den Flockenwirbel vor den alten Bäumen.

Das flache Land dahin gestreckt in seinem öden Grau.
Himmels schmutzige Wand versinkt bis zum Boden.
Blätterlose Äste kreuzen sich vor Langeweile.
Spazierlust erstarrt in allen Stuben.

Die Nacht, die Unheimliche, bereitet das Spektakel vor.
Aus allen Himmelswolken fallen die Kristalle auf das müde Land.
Was für ein Erwachen, barfuß laufen Kinder in den schimmernden Glanz.
Die Großen rollen feste Kugeln durch den unberührten Schnee.

Das weiße Schütten ist nicht mehr aufzuhalten.
Alle Fenster sind verschneit.
Schaufeln wirbeln durch die Luft.
Kein trockener Mantel hängt mehr im Schrank.

Einzig ein Maler ist daheim geblieben.
Lange war die Leinwand leer.
Hat auf die Wucht der Natur gewartet.
Nun zaubern Pinselstriche mit ganzer Kraft den Winterzauber hervor.

Feine Linien strahlen all das Weiß, das Grau und das Blau in ihrer Vielfalt wieder.
Eine wattige Schneedecke über dem Dorf lässt nur die Turmspitze frei.
An den Rändern tropfen zarte Gebilde von den Dächern.
Wind pustet Nebelweiß in jeden Hof.

Der stille Künstler beendet sein Werk.
Beobachtet verträumt die Schneevernarrten auf dem zugefrorenen Bach.
Schneebälle klopfen an sein Eisblumenfenster.
Freut sich schon aufs Frühlingsmotiv.

Denkt laut: Ach Kinder, nächstes Jahr ist wieder Winter.

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