Wann beginnt die Einsamkeit?

Die Haustür fällt unhörbar ins Schloss.
Leise quietscht die Briefkastenklappe.
Meine suchende Hand fühlt den kalten, leeren Metallboden.
Im Kopf klappt der Schalter um, wieder nichts.

Mit müdem Schritt die Treppe hinaufsteigen.
Hilfesuchend gleitet jeder einzelne Finger am Geländer entlang.
Auf den Podesten kurz verharren, die Gedanken mehr und mehr erdrückt.
Unsicher den Türriegel öffnen, den holzigen Geruch wiedererkennen.

Bin seit Wochen erschlagen vom Alleinsein.
Die Zeitung berichtet von einer fremden Welt.
Der Blick tastet sich Zentimeter für Zentimeter bis in die Zimmerecken vor.
Am Fenster stehen, vor der fensterlosen Mauer erschauern.

Bewegungsarmut lässt die Muskeln schwinden.
Alle Kontakte längst vergangen.
Erinnerung ein Ort ohne Freude.
Kulturerlebnisse vergessen, in der Ausweglosigkeit verbrannt.

Es ist hell, die Stille verbreitet Dunkelheit.
Meine Augen wollen sich nicht öffnen.
Schlaflosigkeit gefühlte vierundzwanzig Stunden.
Nachbars Hund bellt, ob der mich noch kennt?

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