Ausgebliebene Antwort

Warum fragt ein Gedicht?

 

Der Raum ist schwer und gedankenleer.

 

Die Luft bewegt sich träge vom Boden zur Decke.

 

Der alte, morsche Sessel gähnt, bewahrt stumm die Antworten,

die ihm seine vielen Jahre zuraunen.

 

Ob nun ein Sessel, ein weises Buch, ein Klavier vergessener Tage

oder gar ein Wanderstock reich bestückt nach jeder Reise,

sie alle sind viel zu klug und ersparen uns nicht unsere

eigenen Spuren und Gefahren.

 

Äste erscheinen uns zart und zugleich stark.

Daran hängen möchten wir und nicht nur die Füße baumeln lassen.

 

Die Seele wippt mit in diesem Hin und Her.

Unsere Kraft kennt keine Müdigkeit, solange der Geist bereit.

 

Die Antwort rückt der Frage längst nicht näher.

Unbeugsam schwillt die Zeit an und steigert das Abwägen

in kunterbunten Gedankenblitzen.

 

Tiefe versteckt sich. Stattdessen schaukelt die abgelenkte Konzentration

wie ein Schiff im Schaum der Meereskronen.

 

Ein lustiger Tanz beginnt, der naiv die Gefahren verkennt und lieber

stolz prustend sich dem Wind entgegenstellt.

 

Für einen Moment ist unser Horizont erhellt.

 

Die unfassbare Weite lässt uns klein und unbedeutend werden.

Mal gut für unseren Gemütsüberfluss.

Mal zurechtweisend für unsere Bodenhaftung.

Doch niemals belehrend und streng,

lässt sie uns die Flügel unserer Individualität.

 

In sich selbst sein.

Ein wohliger Hauch der unseren Körper umweht, die dunklen

Schatten auf unserer Hirnrinde davon bläst.

 

Befreit ließe es sich nun der Antwort entgegenstreben.

Stattdessen lacht das Leben am Fenster.

Zurück bleibt die eigentliche Frage wie ein Gespenst und

belehrt uns vor der Angst, niemals zu verzagen.

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